Du, ich hab‘ eine Idee, wie ich des mit dem kaputten G‘schäft hinkrieg. Ich hab‘ ja gedacht ich sattel‘ meine Schreinerei um auf Särge, jetzt, wo die ganzen Toten kommen und alle normalen Aufträg‘ ausfall‘n. Aber jetzt kommen auch keine Toten und das ganze Holz für die Särge steht rum. Drum hab‘ ich mir gedacht, ich bewerb‘ mich jetzt um den Job als Direktor für dieses Koch Institut. Da brauchen’s jetzt bestimmt wen G’scheiten, oder? Horch, ich les‘ Dir mal meine Bewerbung vor und Du sagst mir, ob Du mich so nehmen würds’t. Also, ich schreib:
„Liebe Frau Bundeskanzlerin,“
Oder, die muss man ja fragen, weil die sowieso alles entscheid’t, gell? Also
„Liebe Frau Bundeskanzlerin,
hiermit bewerbe ich mich auf den Posten des Direktors des Adolf-Koch-Instituts, des, wo die Corona-Zahlen zusammenzählt. Ich hab‘ mir nämlich gedacht, dass Sie bestimmt innerbäldigst wen neuen als Chef dort brauchen. Denn wenn man sich das Trauerspiel anschaut, das der Jetzige abliefert, dann sieht ja ein Blinder mit einem Krückstock, dass der des nimmer lang macht. Und damit Sie dann nicht lang suchen müssen, stell ich mich gleich prophylaktisch zur Verfügung. Denn sie werden ja dann wen brauchen, der durchgreifen kann und der was von Zahlen versteht. Beides ist bei mir zur Gänze gegeben. Durchgreifen kann ich, das können Ihnen meine Lehrbuben bestätigen. Ich hab‘ nämlich erfolgreich seit 20 Jahren eine Schreinerwerkstatt geführt, mit 3 Lehrbuben und 2 Gesellen, immer vollzeitbeschäftigt und aus allen ist was geworden. Einer meiner früheren Gesellen, der Reiser Schorsch, arbeitet jetzt sogar beim Söder in der Staatskanzlei und schreinert dort die Kulissen für die Fernsehauftritte, Sie wissen schon, die berühmten Gorbatschovschen Dörfer wo die Leut‘ mit die Fahnderl drin stehen, wenn der Söder vorbeiläuft. Das ist nämlich gar nicht leicht, solche Dörfer schnell und stabil zu schreinern und auch noch so, dass sie nett ausschaun und keiner merkt, dass sie nur aus Sperrholz sind. Allein schon daran sehen Sie: wer bei mir lernt, aus dem wird was.
Ich kann anleiten und durchgreifen. Und wenn ich mir die Zahlen anschau‘, die das Koch Institut in der Corona-Krise so immer ausgespuckt hat, dann glaube ich, dass ich das mindestens so gut hinkriegen würde, sogar noch besser. Wir Schreiner sind es nämlich gewohnt präzis zu messen; bei einem Fensterstock dürfen maximal 2 mm Luft sein. Das ist weniger als wie bei diesen Zahlenkolonnen oben und unten dazugerechnet wird, damit’s passt. Und wenn’st einen Schrank baust, dann ist schon ein halber Millimeter Luft viel. Präzision sind wir Schreiner also gewohnt.
Ausserdem: ich bin ein exzellenter Stratege. Weil ich bin nämlich der Beste in der Schachliga Oberschwaben und Oberbayern gemeinsam und mit am Virus Schachspielen das würde mich jetzt auch noch reizen. Ich bin sicher, den setz ich in 10 Zügen Schachmatt. Und beim Schafkopf haut mir auch so schnell keiner eins rein. Da hätte sogar der Söder Markus schlechte Karten gegen mich…“
Guat, oder? Ned aso? Wieso, weil’s zu dick auftrag’n is? Ja klar is des dick auftrag’n, aber des musst machen bei einer Bewerbung, sonst nimmt Dich doch keiner. Also, wart, aber jetzt kommt’s:
„Ausserdem brauchen Sie wen, wo gut dreinschaut vor dem Publikum. Der Wieler ist ja jetzt von die vielen Fernsehauftritte schon ganz verbraucht und die Leute wollen ja erstens Abwechslung und nicht immer die gleiche Visage, sondern mal wen adretteren, hübscheren, mit mehr jugendlichem Aussehen. Da komme ich mit meinen 45 Jahren sicher besser an, weil ich bin nämlich unverbraucht. Ich habe seit 20 Jahren dieselbe Frau, geh nicht in dubiose Etablissements und trink nur 3 Halbe am Tag und selten mehr. Am Wochenende geh ich in die Berge oder in der Nähe wandern und halt mich in der Natur fit. Das sieht man mir an, wie Sie meinem Bewerbungsfoto entnehmen können. Auf jeden Fall muss ich neidlos anerkennen, dass ich um Hausnummern besser ausschaue als der jetzige Chef-Koch. Und Sie werden mir zugestehen: in Zeiten, wo es nicht um die Tatsachen, sondern um die Verpackung der Tatsachen geht, ist einer, der gut ausschaut und bei den jugendlichen Facebook-Impflunzern gut ankommt, das wichtigste. Das hat man bei dem blauhaarigen Impflunzer gesehen, der Ihrer Partei fast den Garaus gemacht hat. Soviel Punkte, wie der Sie gekostet hat, kriegen’s nicht mal mit der Abwehr von 5 Corona-Viren wieder hin. Und da habe ich ohne Zweifel die besseren Facebook-Karten wie der Chef-Koch. Um im Bild der Karten zu bleiben: der Chef-Koch ist eine Schellen Sieben, ich bin mindestens die Eichel Sau, wenn nicht der Eichel Ober. Also, was das Aussehen angeht, kommen Sie eigentlich an mir und meiner Bewerbung nicht vorbei.“
Gell, des überzeugt, oder? Ludwig, no a Bier fürn Sepp, der is scho ganz durstig vom Zuhörn. Also, jetzt wird’s ernst, pass auf:
„Das wichtigste aber sind konkrete Pläne. Und, das müssen Sie selber zugeben, die hat der Wieler nicht. Wenn Sie sich anhören, was der sagt: man muss ‚Massnahmen in Kraft halten bis ein Impfstoff entwickelt ist‘. Ja, hat’s der denn noch alle? Der hat auf jeden Fall nicht die Augsburger Allgemeine gelesen, sonst wüsste der gescheite Herr nämlich, dass der Chines und der Ami seit 7 Jahren an einem Impfstoff für Corona-Viren basteln. Drum haben wir nämlich das Malheur, so geht’s erst mal los. Und, wo sind sie gelandet mit ihre 7 Jahre Impfstoffforschung, frag ich Sie, werte Frau Bunderskanzler? Im Nirgendwo, oder wie der Gelehrte sagt, im Nil Vana. Weil, Corona-Impfstoff entwickeln ist kompliziert, hat man in der Augsburger Allgemeinen gelesen und dauert eine halbe Ewigkeit, wenn’s überhaupt funktioniert. Und daher ist das Warten drauf eine Schnappsidee, das sieht ja wirklich ein Blinder mit einem Krückstock. Und daran erkennen Sie, dass der Wieler schlecht informiert ist. Weil wenn er nämlich die Augsburger Allgemeine lesen würde, eine gescheite Zeitung, und nicht nur seine offiziellen Staatsnachrichten schauen würd, dann wüsst er, was in der Welt los ist. Ich bin jedenfalls ein regelmässiger Leser dieser Zeitung und drum exzellent informiert.“
„Darum habe ich auch einen konkreten Plan entwickelt, der klarerweise alles andere sticht, was bisher vorgeschlagen worden ist. Und zwar:“
Jetzt hör doch zu, Mensch, jetzt wir’s doch erst interessant!
„Wir gehen zur repräsentativ-kollektiven gezielt-getargeteten Herdenseuche über. Die Betonung liegt bei repräsentativ. Weil, wir haben ja eine repräsentative Demokratie, und drum fangen wir mit den Volksrepräsentanten an, weil die ja dann in ihren Heimatgemeinden weitermachen können. Zuerst kommt der Bundestag dran und dann die Länderparlamente. Wir fliegen uns ein paar echte Infektionschinesen ein und legen die ins Parlament, damit sich alle schnell und schmerzlos anstecken können. Und weil, wenn man genau weiss, was auf einen zukommt, man alle psychologischen Immunitätskapazitäten aktiviert. Das ist ein bisschen wie beim Zahnarzt, wenn der sagt ‚jetzt kommt die Spritze‘ ist des viel weniger schlimm wie wenn er einfach zusticht, oder? Und so ist es dann auch. Wenn alle wissen, jetzt wird infiziert, ist es halb so tragisch. Dann können sie sich ausrechnen mit welcher Wahrscheinlichkeit sie krank werden oder sterben. Also letzteres dann eher nicht, weil es sind ja kaum mehr Kettenraucher, Heroinsüchtige oder mehrfach Krebskranke unter den Parlamentariern. Ausserdem hätten wir dann gleich eine erste repräsentative Untersuchung und der Drosten müsste nicht mehr so im Blinden fischen, wenn es um Gefahr der Ansteckung und Zahlen und so Sachen geht. Dann wüssten wir innerhalb von zwei Wochen wieviel von denen Parlamentarier krank geworden sind oder nicht. Weil sie in Berlin jede Menge freie Intensivbetten haben, sogar das Bundeswehrkrankenhaus hat Zelte aufgestellt, hat die Augsburger Allgemeine geschrieben, muss keiner Sorge habe. Alle kriegen einen Intensivplatz, die wo das brauchen. Aber, da können Sie sicher sein, keiner muss rein. Nicht mal Sie. Weil Sie sind ja viel gesünder wie der Johnson Boris und sogar der hat’s dummerweise geschafft (simmer doch ehrlich, um den wär’s net schad gewesen, oder?).
Und so könnten wir stufenweise, kontrolliert und ganz ohne Panik zur Herdenseuche übergehen. Weil wenn die Parlamentarier erst einmal vorgemacht haben, dass sie angstfreie Bürger sind, die sich zum Wohle aller anderen der Gefahr aussetzen und unbeschadet davonkommen sind, dann wird auch der gemeine Bürger Mut fassen. Weil, das werden Sie mir zugeben, die Angst vor der Angst schlimmer ist als die Angst vor dem Virus und diese ist schlimmer als der Virus selber.
Wenn Sie also meinen Plan gut finden, schlage ich vor wir treffen uns auf ein Bier zur näheren Besprechung in der Bayrischen Botschaft in Berlin, aber wenn es geht ohne den Söder Markus. Dann können Sie erstens sehen, ob mein Foto gelogen hat und zweitens kann ich Ihnen dann die weiteren Stufen meiner Ideen, was Öffentlichkeitsarbeit und so angeht, persönlich erläutern.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, dass ich nicht so gut im Rechtschreiben bin. Aber den Hauptschulabschluß habe ich hingekriegt und meine Meisterprüfung auch mit Bravour gemacht. Und weil ja jetzt alle Universitäten sowieso geschlossen sind, habe ich mir gedacht mach ich noch so ein Epidemie-Studium als Abendfernkurs, damit meine offensichtlichen Fähigkeiten auch die nötigen papierenen Weihen bekommen. Das gehört ja auch zur lebenslangen Weiterbildung. Von der bin ich ein großer Fan. Drum würde ich den Mitarbeitern im Koch Institut eine Schreinerlehre in meiner Werkstatt kostenlos anbieten, damit sie lernen, wie man sauber misst. Nämlich auf Millimeter genau.
Ich freue mich allsbäldigst von Ihnen zu hören, Ihr ergebenen Bürger des Freistaats Bayern
Dietramszell, am 21. April 2020 Valentin Rathgeber“
Oder? Wenn des nix wird! Was, wetten willst du mit mir, dass i net mal eine Antwort drauf krieg? Ja du bist mir ein Saubartel. Gut da halt i dagegen. Wenn i keine Antwort krieg, sag mer in zwei, oder drei, oder vielleicht vier Wochen, dann, dann, dann zahl i dir a Woch lang a Bier. Tipp? Topp!
Weitere Cartoons zu den Stammtischtexten finden Sie auf der Seite Medizinischer Yoga unter „SchattenSeiten„.