Teil 1: Tom Lausen & Walter van Rossum (2021) Die Intensivmafia. Von den Hirten der Pandemie und ihren Profiten. München: Rubikon; 18 € (Buch bei Buchkomplizen)
Teil 2: Robert F. Kennedy Jr. (2021) The Real Anthony Fauci. Bill Gates, Big Pharma, and the Global War on Democracy and Public Health. New York: Skyhorse Publishing. Deutsch in Kürze: Das wahre Gesicht des Dr. Fauci. Rottenburg: Kopp-Verlag; 29,99 € (Buch beim Kopp-Verlag)
Teil 1: Lausen et al – Die Intensivmafia
Gestern erreichte mich ein 30 Sekunden-Video Clip. Er stammt aus einer langen Pressekonferenz zur Impfpflicht in Österreich. Dort, bei 1:46:16, sagt die österreichische Justizministerin über die Impfpflicht, alle Experten wären einer Meinung: „Das ist der einzige Weg raus aus der Demokratie“. Das war natürlich ein freudscher Versprecher. Sie korrigiert sich hinterher auch. Aber freudsche Versprecher, das hatte Freud bemerkt und in seiner „Pathologie des Alltagslebens“ beschrieben, haben es in sich. Hier zeigt das Unbewusste gegen den bewussten Willen des Sprechers, was er eigentlich sagen will, oder was er, bzw. in dem Fall sie, verbergen will. Ich würde vermuten, dass die österreichische Justizministerin genau weiß, dass diese Scharade um die Impfpflicht alles andere als demokratisch, alles andere als sinnvoll ist, und dass uns dieser Weg in der Tat „raus aus der Demokratie“ hinein in eine Art Gesundheitsfaschismus führen wird, wie ihn Juli Zeh vor Jahren schon beschrieben hat [1]. Die Oberfläche ist das weit verbreitete Narrativ vom Killervirus, dem nur mit einer Impfung beizukommen ist. Dahinter steckt eine Agenda. Ob dies eine Agenda von Kollateralnutzern ist, die davon profitieren, oder eine politische Agenda anderer Natur, ist schwer zu entscheiden. Von dieser Wirklichkeit unter der Oberfläche handeln diese beiden Bücher, die ich hier besprechen will. Ich bespreche sie bewusst gemeinsam, weil sie beide diese Hintergrundwirklichkeit auf unterschiedliche Weise ansprechen und daher auch deutlich machen, dass es u.U. viele Erklärungen gibt, die sich nicht unbedingt ausschließen müssen.
Für Leser mit wenig Zeit: Ich kann beide Bücher empfehlen. Das Buch von Lausen und van Rossum ist kurz, knackig und auch bei einem Glas Bier oder Wein zu lesen (schadet vielleicht auch nicht, denn der Inhalt ist gruselig). Wein und Bier zur Lektüre des Buches von Kennedy würde ich nicht empfehlen. Dazu hat es zu viel detaillierten Inhalt, den man sonst nicht verdauen kann und außerdem ist man besoffen, bis man durch ist. Denn es hat in der englischen Fassung 450 eng bedruckte Seiten; die deutsche kommt demnächst auf den Markt. Ich habe 2 volle Tage dran gesessen und es von vorne bis hinten gelesen – und mir auch viele der ca. 2.200 Referenzen angesehen, die es stützen.
Das Buch von Lausen ist in Wirklichkeit ein Buch von vier Autoren. Der Jurist Alexander Christ führt auf den ersten 25 Seiten in einige juristische Aspekte ein und zeigt, wie in der Pandemie juristische Prinzipien durch die Rechtsprechung bzw. die Gesetzgebung teilweise außer Kraft gesetzt wurden. Das Argument: Das Gesundheitssystem ist sonst überlastet. Wir müssen es schützen. Dies führt die Hauptautoren, Walter van Rossum als Journalist und Tom Lausen als Datenspezialist und Programmierer, auf die Suche nach den Intensivbetten in Deutschland. Sie werden fündig. Van Rossum beschreibt diese Recherche und was sich dort allgemein zeigt sehr detailliert. Wenn man das Kapitel von etwa 65 Seiten in einem Satz zusammenfassen wollte, dann wäre das: Es gab nie einen Grund zur Aufregung, und alle Verantwortlichen in der Politik wussten es; zumindest die, die es hätten wissen müssen, also im Gesundheitsministerium, im Innenministerium, im Kanzleramt. Daher, so die klare Folgerung von van Rossum, kann es nur einen logischen Schluss geben: Der Anschein eines Engpasses im Gesundheitswesen wurde bewusst erzeugt. Warum, darüber kann man trefflich streiten.
Van Rossum gibt eine Chronologie der politischen Handlungen wieder: welches Gesetz und welche Verordnung wann mit welchem Argument auf den Weg gebracht wurde. Und schließt: „Nach elf Milliarden Euro Förderung und nach einem Jahr, in dem eine angeblich verheerende Pandemie die Politik gezwungen haben soll, das Land über Monate in den Stillstand zu schicken … stehen über 2.000 akut belegbare Betten weniger zur Verfügung als vor Beginn der Pandemie“ (S. 63). Er thematisiert, was sich bereits bei der Besprechung von Franks Buch gezeigt hat: Es gab nie eine Überlastung des Systems. Im Jahr 2020 nicht und wohl auch nicht 2021. Dafür, dass die Beatmungsfälle zugenommen haben, gibt es eine einfache Erklärung: Es gab dafür einen finanziellen Anreiz. Mit seiner Beschreibung, wie es zu Tom Lausens Analysen gekommen ist und einer kurzen Zusammenfassung von dessen Daten und Ergebnissen schließt seine Recherche. Er kommt zur Auffassung: Das Problem war hausgemacht, wurde erzeugt durch falsche Anreize und politische Steuerung, die dazu führten, dass die vorhandenen Intensivbetten abnahmen, auch wegen des Personalproblems, aber vor allem durch die unterschiedlich angewandten Definitionen. „Es stellt sich die politische Frage, ob der Gesetzgeber nicht genau mit diesen Effekten gerechnet hat oder ob er nicht diese Wirkung wenigstens hätte vorhersehen müssen.“ (S. 77) Durch die Art, wie die Daten und die Recherche präsentiert werden, kommt der Leser, ich zumindest, zu dem Schluss: Es war genau die politische Absicht, den Eindruck entstehen zu lassen, dass es knapp werde mit den Betten. Der Grund ist leicht einsichtig, meint van Rossum: Zunächst wurde damit der Lockdown gerechtfertigt, später dann die Impfkampagne.
In der öffentlichen Wahrnehmung ist es genau andersherum: Weil die Betten knapp sind, müssen wir handeln – Lockdown, Impfpflicht. In der Wirklichkeit, die van Rossum und Lausen enthüllen, wird der Eindruck der Bettenknappheit absichtlich erzeugt, damit die politischen Maßnahmen und die Impfkampagne zu rechtfertigen sind. Wer sich durch die Argumentation der beiden Autoren durchwühlt – es sind einige Winkelzüge, schräge Überlegungen und gesetzliche Absonderlichkeiten, die man verstehen muss – der kann die Haltung der Autoren verstehen, dass es politische Absicht war, diesen Eindruck der Bettenknappheit zu erzeugen. Über die Motive darf man spekulieren. Dazu findet sich in diesem Buch nichts. Das macht seine Tugend aus. Es ist zwar oft anklagend im Ton, aber faktisch-deskriptiv in der Aussage. Und genau diese Nüchternheit macht die Fakten noch deutlicher.
Diese berichtet Tom Lausen in seinem dritten Kapitel, dem Kern des Buches (S. 100 – 214). Er beschreibt, wie er überhaupt dazu kam, sich mit der Materie zu befassen. Er recherchierte aus privatem Interesse, als Programmierer und Computerfachmann, zu den Intensivbetten. Dabei stieß er auf viele Ungereimtheiten bei der Datendarstellung, trat in Austausch mit den Fachleuten bei RKI und DIVI, bis er sich schließlich dazu entschloss, seine eigene Analyse öffentlich zu machen. Seither gibt es sie auf https://intensivstationen.net/. Tagesaktuelle Daten zur tatsächlichen Situation auf den deutschen Intensivstationen. Zusätzlich kann man sich über die Situation in 397 Bezirken Deutschlands informieren, sowie in den Bundesländern. Zustande kam dies, indem Lausen verschiedene Datenquellen, die Daten, die das RKI an das DIVI meldet, sowie die Abrechnungsdaten der Krankenhäuser mit den Abrechnungsstellen, abgleicht.
Gleichzeitig hat Lausen als Sachverständiger im Bundestag ausgesagt und dokumentiert dies in diesem Buchkapitel. Das Ergebnis ist ein aktenkundiges Versagen der politisch Verantwortlichen, die durch offenkundig fehlgesteuerte Anreizsysteme, durch Übersehen des Hauptproblems – Fachpersonalmangel – die Zahl der Intensivbetten nicht nur nicht erhöhte, sondern aktiv abbaute. Auch hier erkennt man, wie das nach außen präsentierte Narrativ zusammenbricht. Die Regierung hat zu keinem Zeitpunkt angenommen, dass die Bettenkapazität nicht ausreiche. Das kann man den Bundestagsdrucksachen entnehmen. Verschiedene Entlastungs- und Finanzierungsgesetze führten dazu, dass Krankenhäuser zunächst dafür bezahlt wurden, Intensivbetten zu generieren, die allerdings oft nicht funktionstüchtig waren, weil es eigentlich nur Betten mit Sauerstoffanschluss waren, aber ohne Personal. Die Sauerstoffgeräte schenkte Jens Spahn in einer großzügigen Aktion obendrein. Dann erhielten die Häuser Ausfallentschädigung für Operationen, die abgesagt werden mussten, weil Corona-Patienten behandelt wurden, eine Erlösminderungsprämie vom 18.11.2020 bis 15.6.2021. Sie war an die Bedingung gebunden, dass mindestens 75 % der Intensivkapazität über eine Woche am Stück belegt war. Das konnten aber nicht alle Krankenhäuser beanspruchen, sondern nur solche, die von den zuständigen Landesbehörden dafür vorgeschlagen waren.
Wie kriegt man das hin? Die Häuser meldeten Betten ab. Der Gesetzgeber bzw. die Verordnungen definierten Betten nur noch als solche, die tatsächlich inkl. Personal betriebsbereit waren. Daher nennt Lausen das „Bettenschwundprämie“. Man kann es den Autoren nicht verdenken, dass ihre Darstellung eigentlich keinen anderen Schluss zulässt, als den, dass das absichtlich geplant und sehr durchdacht durchgeführt wurde. Daher kommen potenzielle alternative Erklärungen für diese Handlungen der Politik nicht (mehr) vor. Ich muss gestehen, mir ist bei meiner innerlichen Übung, advocatus diaboli zu spielen und eine konstruktive Sicht zu entwickeln, nichts eingefallen, außer vielleicht, dass man sehr spät eine Zählbereinigung vornahm, die eigentlich von Anfang an hätte passieren sollen, die aber dann womöglich zu einem Aufschrei geführt hätte. Also lieber „investieren“ und am Ende mit der tatsächlichen Zahl herausrücken. Eine andere Interpretation ist: Inkompetenz. Wir haben also gleichermaßen unfreundliche Interpretationsmöglichkeiten: Die politisch verantwortlich Handelnden vertuschen etwas oder sind inkompetent. Oder sie verfolgen eine Absicht. Lausen und mit ihm die anderen Autoren dieses Buches haben sich entschlossen, der zweiten Linie zu folgen.
Die folgenden Seiten legen das klar. Denn nun kommt der dritte Akt. Lausen führt für 79 deutsche große Klinikbezirke anhand detaillierter Kurven vor, wie sie ihre Bettenzahl den politischen Erfordernissen angepasst haben (die Daten liegen nicht auf Klinikebene, sondern auf Bezirksebene vor; nur in manchen Fällen decken sich diese mit großen Kliniken). Er stellt für jeden Bezirk eine Zeitreihengrafik zur Verfügung. Man kann sich so ähnliche Grafiken auch auf seiner Seite ansehen; im Buch sind sie allerdings mit einem anderen Analysezugriff abgedruckt. Ich gebe hier eine Grafik von der Webseite wieder, damit es leichter verständlich wird. Die Grafik gibt die gesamte Bettenbelegung der Intensivbetten des Klinikums Lübeck wieder (graue Fläche), sowie alle freien Intensivbetten (hellgrüne Flächen). Ganz unten in der Grafik, die hellgrauen und rosa-grauen Hügel, sind die Covid-19-Fälle und die beatmeten Covid-19-Fälle. Die oben aufsitzende Fläche in rosarot stellt die prozentuale Auslastung der Intensivstationen dar; die Metrik dazu ist auf der rechten Achse abgebildet. Wer das genau ansehen will, sollte auf die Seite gehen; dort kann man die Grafiken groß betrachten.
Man sieht an dem Beispiel Lübeck sehr gut, wie hier und bei den anderen 79 Klinikbezirken, die das Spiel mitgespielt haben, die Intensivauslastung von anfangs etwa 50-60 % sprunghaft, und zwar mit Inkrafttreten des Krankenhausfinanzierungsgesetzes am 18.11.2020 – im Falle von Lübeck im vorauseilenden Gehorsam schon früher – auf die finanzspritzengewährende 75 % Hürde steigt und fast immer darüber liegt. Das ist der weiße, rot umrandete Kasten.
Warum Lübeck? Es ist ein besonders drastischer Fall. Das Klinikum erhielt mehr als insgesamt 71 Millionen Euro Förderung zur Behandlung von Covid-19-Patienten (S. 137) „… erreichte das UKSH (Universitätsklinikum Schleswig Holstein in Lübeck, HW) also mit einem COVID-19-Patienten etwa den 13-fachen Erlös. Der Vorstandsvorsitzende des UKSH ist Jens Scholz. Nach Angaben des Klinikums erhält er eine erfolgsabhängige Bezahlung… Jens Scholz ist der Bruder von Olaf Scholz.“ (S. 137) Man erkennt also: Es gibt klare Nutznießer. Kliniken, die enorme Profite einstreichen, indem sie sich der Gesetzeslage anpassen und Förderung erhalten. Diese Förderung dient nicht zur Erhöhung der Intensivbettenkapazität, sondern zur Belohnung konformen Verhaltens. Daher gibt es starke Interessen, das Rad am Laufen zu halten. Das sind die „Hirten der Pandemie“ im Untertitel des Buches. Diese 79 Kliniken, die gutes Geld verdienen. Das hätten sie sonst vielleicht durch andere Operationen verdient, die jetzt eben ausfielen, verschoben wurden etc. Daher musste sich die Politik natürlich etwas einfallen lassen. Aber der Punkt von Lausens und van Rossums Argumentation ist ja, dass es nie einen Grund gab, einen solchen Aufstand zu machen. Es gab nie Engpässe. Kliniken standen leer, weil die angekündigten und befürchteten Pandemiepatienten ausblieben. (Frank hat dazu die Zahlen geliefert.) Die Kliniken reagierten entsprechend.
In Lausens Grafiken sieht man das für all diese 79 Kliniken. Er beeilt sich aber dazuzusagen: Dies sind nur 25 % aller deutschen Kliniken. Die anderen haben sich nicht in dieses Spiel hineinziehen lassen. Aber diese 79 Kliniken sind die großen Kliniken, die Uni-Kliniken und Großstadtkliniken. Überall das Gleiche: Mit Inkrafttreten des Gesetzes fahren die Kliniken Intensivbettkapazität herunter – durch Abmelden meistens –, reduzieren dadurch die Reserve und erreichen ihre 75 %-Marke der Förderungswürdigkeit (die Spanne zwischen grüner und dunkelgrauer Kurve). Bingo!! Geld fließt (für die 79 Kliniken)! Betten sind rar (für die Politik zum Verkünden)! Fünf nach zwölf! (In der Tagesschau) Klar: Lockdown. Impfpflicht. Anders geht es nicht.
Oder? Vielleicht doch? Lausen suggeriert: Klar ginge es anders. Schluss mit den unbrauchbaren Anreizsystemen und Finanzierungsinstrumenten. Man sieht an Lausens Grafiken auch: Die vermeintliche Überbelegung durch Covid-19-Patienten in den Intensivstationen ist eine reine kommunikative Fiktion. Nie waren es mehr, auch in den Hochzeiten als 15 % aller Patienten in den Intensivstationen mit oder wegen Covid-19 behandelt wurden. Und gar nie kam das System an irgendeine Grenze. Dass in manchen Häusern temporär Überbelegung war und Patienten verlegt wurden, mag durchaus sein. Das war, wie ich schon oft sagte, immer schon so. Aber strukturell gab es diese Überbelegung nicht.
Warum also das Ganze? Lausen suggeriert eine Erklärung zu Eingang seines Kapitels. Ich finde sie gruselig. Seit 1. März 2020 (wohlgemerkt, zu einem Zeitpunkt, wo noch nirgendwo eine Impfung auch nur ansatzweise in Sicht war), zog im Bundesministerium für Gesundheit Dr. Hans Ulrich Holtherm ein, „Sanitätsarzt der Bundeswehr im Dienstgrad Generalarzt, Leiter der Abteilung 6. Und damit auch Leiter des kurz zuvor von … Seehofer und … Spahn eingesetzten Krisenstabs, der für die Eindämmung des Coronavirus zuständig ist. Fortan ist auch Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) dem General unterstellt… Des Weiteren ist Holtherm für die Durchführung der größten Impfaktion in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zuständig. Damit ist Holtherm die zentrale Instanz in der Pandemiebewältigung.“ (S. 101)
Holtherm war auch schon bei der Schweinegrippe 2010 im BMG und dort für die abgebrochene Impfkampagne zuständig. Also, zweite Chance? Jetzt aber richtig. Die Suggestion ist: Man braucht einen erfahrenen Militär, der es gewohnt ist, Stabsaktionen effizient durchzuziehen. Die Aktion ist: Impfung der Bevölkerung, um die Pandemie zu besiegen. Das war den Verantwortlichen scheinbar schon im März 2020 klar. Erstaunliche Weitsicht, würde ich sagen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es Abordnungen von der Bundeswehr in die Ministerien gibt, sagte mir ein Gewährsmann, der mit ministerialen Gepflogenheiten vertraut ist. Aber was ich bemerkenswert finde, und da stimme ich Lausens Nachdenklichkeit zu, ist die Tatsache, dass der wichtigste Mann, der sogar Wieler den Tarif durchgeben kann, völlig unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit im Hintergrund wirkt. Kein Interview, kein Auftritt, ein bescheiden-freundliches Wikipedia Porträt (was alle, die etwas von Wikipedia verstehen, aufhorchen lassen muss [2]).
Folgen wir also für einen Moment der Suggestionslinie, die Lausen legt, dann sieht das alternative Narrativ so aus: Egal, was die Pandemie ausgelöst hat, im Februar/März 2020 entscheiden sich wichtige Mitglieder der Exekutive, den Plan einer Durchimpfung der Bevölkerung zu verfolgen. Den hat ja Gates schon in der Tagesschau und auf verschiedenen Kanälen frühzeitig angekündigt: „We will vaccinate 7 billion people“. Wer auch immer „we“ ist; wir kommen im zweiten Teil darauf zu sprechen. Die Bundesregierung folgt dieser Spur. Sie bestellt im März das Panikpapier, das Frank im Detail beschreibt. Sie bestellt Holtherm ins BMG, um diese Stabsoperation zu planen. Damit das auch funktioniert, muss entsprechend Dampf gemacht werden: Lockdown, Leute einsperren, damit sie erst mit der Impfung wieder Freiheit genießen. Um das politisch gut zu verkaufen und vor allem der Judikative zu vermitteln, muss der Engpass im Gesundheitswesen, die Not der Intensivbetten, heraufbeschworen werden. Das ist gar nicht so leicht, in einem Land mit sehr guter Versorgung. Also schickt man Lauterbach vor. Der sagte schon vor 2020 und dann wieder 2021 mitten in der Pandemie, Deutschland habe eh zu viele Betten. Also erzeugt man politisch mit einer dreistelligen Millionensumme einen Engpass.
Das Dumme ist nur: Die Impfung funktioniert schlecht. Sie ist nebenwirkungsbehaftet. Wer sich darüber informieren will, findet auf der Seite https://impfnebenwirkungen.net/ unabhängig bereitgestellte aktuelle Daten. Aktuell sind die Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19-Impfungen lt. der US-amerikanischen VAERS-Datenbank um den Faktor 100 höher als die aller anderen Impfungen [3]. Und irgendwann kapiert es selbst der Gutgläubigste, dass irgendwas an diesem Narrativ faul ist. Wenn man ihm erst erzählt hat – alles gute Wissenschaft – die Impfung macht Dich frei. Dann, naja, vielleicht noch eine. Dann, naja, noch ein Boosterchen und noch eine vierte. Aber das war’s dann. „Das sagen alle Fachleute, Verfassungsspezialisten: Es ist der einzige Weg raus aus der Demokratie“, wie die österreichische Justizministerin klar erkannt hat.
Ich war immer ein Befürworter der sparsamen Theorie. Wenn, wie van Rossum und Lausen deutlich machen, noch „Hirten“ zu einem dummen Zufallsereignis dazukommen, also Leute, die von den entstehenden neuen Möglichkeiten profitieren, dann entsteht sehr rasch ein sich selbst befeuerndes System. Wenn dann noch, wie Frank plausibel macht, die nötige woke Entrüstung gegen die, die es anders sehen, medial vervielfältigt und verstärkt wird, dann haben wir ein Mainstream-Narrativ am Laufen, das nur noch schwer und sehr langsam zu stoppen ist. Das würde eigentlich, rein dynamisch, ausreichen, um verständlich zu machen, was passiert.
Entspricht dieses Gegennarrativ der Wirklichkeit? Folgt man Lausen und seinen Coautoren, nein. Dann kann man den Eindruck nicht mehr weglegen: hier herrscht eine klare Planung, mit dem Ziel, die Impfung voranzutreiben, vielleicht auch, andere politische Ziele durchzusetzen. Ich sehe diese Option, bin aber immer noch skeptisch. Ich glaube, wir unterschätzen die Organisationskraft zufälliger Ereignisse im Verein mit handfesten wirtschaftlichen Interessen.
Teil 2: Kennedy – The Real Anthony Fauci
Wer das nächste Buch zur Hand nimmt und es liest, von vorne bis hinten, bis hinein in die Details der Endnoten am Ende eines jeden Kapitels, der steigt nicht mit Beatrice und Dante, sondern mit Robert F. Kennedy in den letzten Kreis der Verschwörungshölle. Dort residiert nicht Satan, sondern Anthony Fauci. Und sein Beelzebub heißt Bill Gates. Dante hätte es nicht besser machen können. Folgen Sie mir durch die Kreise des Fegefeuers, der Vorhöllle bis ins Zentrum, wissend, dass bei Dante der Aufstieg in die Sphären das Ende markiert: „All‘ alta fantasia… l’amor che move il sole e l’altre stelle – Zur hohen Schau … die Liebe, die die Sonne und alle Sterne treibt“ [4, p. 461, Paradiso Canto 33, 145]. Aber bevor man dort landet, geht es eben durch die Hölle.
Kennedys Buch ist ein klares Verschwörungsnarrativ. Keine Theorie, wohlgemerkt, sondern die minutiöse Auflistung detaillierter Belege und Indizien, die den Schluss, wenn schon nicht unausweichlich machen, so doch deutlich nahelegen: Was hier in dieser Pandemie passiert, ist hausgemacht und wurde von Fauci vorbereitet. Er hat es von langer Hand geplant, zwar nicht direkt angezettelt, aber als es entstand, extrem klug benützt, um seine beiden Lieblingspferdchen rennen zu lassen: Remdesivir als einzige, in den USA zugelassene Substanz zu Behandlung von Covid-19; dafür hat er bzw. seine Institution ein Patent und verdient sich damit eine goldene Nase. Und die mRNA-Impfplattformen, die er vor vielen Jahren mitentwickelt hat, im Zuge einer gescheiterten Impfkampagne gegen HIV, und an der er Patentrechte hält plus Anteile an der Firma, die sie erzeugt, Moderna.
Kennedys Narrativ ist nicht kohärent gebündelt. Man könnte es wahrscheinlich konzis auf ca. 150-200 Seiten ausbreiten. Aber in Kennedys Buch fließt es ein bisschen wie ein norddeutscher Fluss oder der sprichwörtliche Mäander: vor und zurück, hinüber und herüber. Die Verbindungslinie muss man im Blick behalten. Ich folge nicht den Mäandern, sondern der Narrativlinie.
Kennedy ist Rechtsanwalt; sein Vater war der Bruder von John F. Kennedy, Robert F. Kennedy Senior, der im Wahlkampf ermordet wurde. Sein Onkel ist der Senator Ted Kennedy. Als Rechtsanwalt hat Kennedy sich vor allem einen Namen gemacht in mehr als 150 komplexen Schadenersatzprozessen, bei denen es um Gesundheitsfragen ging, von Schädigungen durch Pflanzenschutzmittel bis zu Impf- und anderen Medikamentenschäden. Daher kennt Kennedy das juristische Prozedere, die dramatis figurae, also die Handelnden im politischen und gesundheitspolitischen Amerika, und er ist sehr belesen, was medizinische Information angeht (und ich gehe davon aus, dass er eine große Kanzlei mit bestens ausgebildeten Junior-Rechercheuren beschäftigt). Das erklärt die extrem dichte Dokumentation seines Buches. Ich habe im englischen Original ca. 2.200 Endnoten gezählt. Viele davon gehen auf Zeitungs-, Magazin- und Fernsehberichte. Aber sehr viele sind auch wissenschaftliche Monografien und Originalartikel, die er alle mit Seitenangaben sehr präzise belegt. Manches habe ich geprüft und stimmig befunden. In den Details habe ich nur sehr wenige, irrelevante Fehler gefunden. Das macht das Buch in der Sache glaubwürdig. Ob man deswegen dem Narrativ folgt, ist eine andere Frage.
Man muss sich auch vor Augen halten: Kennedy legt sich mit den Schwergewichten der US-amerikanischen Gesundheitsszene an. Anthony Fauci ist als Chef des National Institutes of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), der mächtigste Mann in der medizinischen Forschungslandschaft. Seit über 40 Jahren ist der heute 82-Jährige dort. 1976 begann er. 1984 übernahm er den Chefsessel von einem, der über einen Pharmaskandal gestolpert war. Seither hatte er beinahe 40 Jahre Zeit, dieses Institut zum mächtigsten Forschungsförderungsinstitut im US-Gesundheitswesen zu machen. Mit 6 Milliarden USD hat es ein Riesen-Budget. Dazu kommen noch geschätzte 5 Milliarden Zuflüsse aus Patenten, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Fauci hat ein Jahresgehalt, das höher ist als das des US-Präsidenten, sagt Kennedy.
Auch andere Größen des Systems, seien es die Chefs der Federal Drug Agency, die Regulatoren in Amerika, oder des Centers for Disease Control kommen in Kennedys Darstellung extrem schlecht weg. Kennedy ist ein juristisches Tier durch und durch. Er würde nie die Dummheit begehen, auch nur einen Satz zu schreiben, der sachlich falsch ist und ihn daher wegen Rufmordes in den USA vermutlich Millionen, wenn nicht Milliardenbeträge kosten würde. Denn das ist das, was in den USA passiert, wenn jemand von der Statur Kennedys in einem Bestseller, was dieses Buch jetzt schon ist, einen anderen Mächtigen ohne gute Belege durch den Schmutz zieht. Daher können wir einmal prima facie davon ausgehen: Was Kennedy schreibt, ist gut recherchiert und sachlich richtig. Zumindest an den entscheidenden Gelenken der Argumentation.
Kennedy ist auch raffiniert. Wo er keine Belege mehr hat oder wo sein Narrativ spekulativ ist, da macht er das, was im Gerichtssaal erfahrene Staatsanwälte machen: Er baut Insinuationen ein. Er lässt andere zu Wort kommen, die er ausführlich zitiert, die eine Meinung über Fauci oder andere äußern. Diese verknüpft oder assoziiert er. Und damit ist eine Suggestion aufgebaut, eine Möglichkeit angedeutet. Man muss diesen Insinuationen nicht allen folgen. Ich finde manche auch etwas abwegig und überflüssig. Sie dienen eher dem Verkaufsargument, weil eben ein Argument verdoppelt und verdreifacht wird.
Aber der Grundkurs der Geschichte ist aus meiner Sicht sehr gut belegt, sehr deutlich und erschreckend realistisch.
Diese Geschichte beginnt in den 50er Jahren. Nach dem Krieg waren die Infektionskrankheiten als Todesursache rasch rückläufig. Das lag – Kennedy verwendet darauf eine ganze Reihe von Seiten, Grafiken, Argumenten, gut belegt – vor allem an der besseren Ernährung und Hygiene. Dieses Argument hat schon Thomas McKeown in den 70ern aufgebaut [5]. Dadurch waren die entsprechenden Instanzen – CDC und NIAID – in ihrer Existenz bedroht. Es gab Gesetzesvorhaben, diese Institution aufzulösen und bis in die 70er Jahre immer mal wieder Vorstöße dazu.
Fauci erlebte das. Sein unmittelbarer Boss entwickelte eine Gegenstrategie: „Return of the microbes“-Strategie – Die Wiederkehr der Bakterien und Viren. Da kam HIV/AIDS gerade recht. Man konnte solche neu entdeckten Viren zu gefährlichen Ursachen hochstilisieren. Man konnte daraus ein Pandemie-Szenario entwickeln. Das führte zu Besorgnis in der Bevölkerung, zu Handlungsdruck in der Politik und am Ende zu einem reichen Geldsegen für die beteiligten Institutionen. HIV legte den Grundstock. Denn es führte dazu, dass ein ursprünglich als mögliches Krebsvirus tituliertes Agens als Ursache für AIDS beworben wurde – eine Behauptung, deren Kritik politisch unkorrekt ist und ins Verderben führt, die aber nichtsdestoweniger auch heute noch heftige wissenschaftliche Diskussionen auslöst, wie Kennedy auf 120 Seiten detailliert aufführt. Das wiederum führte zu einer Machtfülle für Fauci. Denn das Budget des National Cancer Institutes wurde um die HIV-Dollars gekürzt, die ins NIAID wanderten und damit Faucis Spielraum entscheidend erweiterte.
Ich kürze jetzt ca. 200 Seiten Details ein: Durch diesen Zuwachs an Bedeutung, Geld und Macht wurde es Fauci möglich, ein Wissenschaftsimperium aufzubauen. Die Fördergelder, die er zu verteilen hatte, waren das eine. Damit zog er sich einen Stab von hörigen Forschern, die in seinen Review-Panels saßen, die als Editoren und Gutachter in den wichtigen Journalen aktiv waren und damit seine Sicht der Dinge stützten. Damit schmiedete er aber auch zentral wichtige Verbindungen in die Industrie. Denn das NIAID und seine Mitarbeiter führten Kooperationsprojekte mit den großen Firmen durch, zur Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen. Die Studien waren teilweise Industrie-finanziert, teilweise NIAID-finanziert, Forscher aus beiden Institutionen waren gemeinsam am Werk. Fauci und seine Mitarbeiter entwickelten Patente, die die Industrie übernahm und auf den Markt brachte. Das ermöglichte es ihm persönlich und seinen Mitarbeitern, nebenher noch eine Menge Geld über die Patentrechte zu verdienen und verdichtete das Netzwerk von Interessenskonflikten. Denn wer Geld am Patent eines Medikamentes oder eines Impfstoffes verdient, der wird denjenigen, der es in Studien untersucht, nicht unbedingt kritisch beäugen. Im Gegenteil, das zeigt Kennedy an zahllosen Beispielen, er wird dazu beitragen, dass die Behörden – CDC, FDA – freundlich gesinnt sind. Man kennt sich. Man greift zum Telefon. Man sieht sich beim nächsten Reviewpanel. Und schon sind die Wege gespurt.
Dieses dichte Netzwerk von Fauci und seinen Forschern, wie Kennedy es nennt, verdichtete sich in den folgenden Jahren immer mehr. Immer mehr Leute wurden einbezogen. Und wer ist nicht angetan vom Geruch der Macht und des Einflusses, wenn er einmal in diesen Dunstkreis gerät. Ich war selber über ca. 10 Jahre Empfänger von Forschungsgeld einer US-amerikanischen Stiftung und saß auf einigen NIH-Review-Panels und habe den Code gelernt. Man versucht erst herauszukriegen, was die Obrigkeit wohl denkt; man bespricht sich im Vorfeld, am Abend bei einem Glas Wein, mit den Kollegen und erfährt ein paar Hintergründe. Das offizielle Panel folgt dann einer geheimen Choreografie, bei der dann die impliziten Haltungen explizit transportiert werden. Und so werden Studien, die vielleicht innovativ sind, aber der Mainstream-Haltung widersprechen, nur in seltenen Fällen gefördert oder wenn ein Gutachter mutig genug ist, dieser impliziten Choreografie zu widerstehen.
So kann man sich gut vorstellen: wenn jemand genügend Einfluss hat, wenn genügend Leute von der Wohlmeinung einer solchen Person abhängig sind, wenn das Netzwerk dicht genug ist, und wenn ausreichend viele Leute in einer bestimmten Haltung das sehen, was man auf Neudeutsch „win-win“ nennt, jeder hat was davon, dann entstehen rasch fiktive Tatsachengebäude. Der einzige Zweck solcher Gebäude ist die gegenseitige Bereicherung und die Aufrechterhaltung des status quo, der zu wissenschaftlichem Renommee führt: Publikationen, Geld, Fördermöglichkeiten, neue Projekte, Erhalt des Labors, Weiterbeschäftigung der Postdocs. Das hat etwa bei der Befestigung der falschen These, dass Fett Herzkrankheit auslöst, eine Rolle gespielt, und auch bei anderen Krankheiten.
Das führte natürlich zu einer leicht zu bedienenden Meinungsmaschinerie, die rasch anzuwerfen war. Man muss nur über Budget verfügen und Leute, die das Budget wollen. Fauci hat beides. Das wird besonders klar an einem eindrücklichen Beispiel, das Kennedy gut dokumentiert und das uns in die Anfangszeit der Corona-Pandemie führt. Es wurde bekannt durch E-Mails, die Fauci aufgrund einer Freedom-of-Information (FOI)-Anfrage herausgeben musste.
Es handelt sich um eine E-Mail von Kristian Andersen, einem Virus-Forscher am Scripps Institute. Er wies Fauci am 1.2.2020 darauf hin, dass in China eine neue Art der Corona-Infektion ausgebrochen sei, mit Faucis „fingerprint on it“. (S. 380) Fauci hielt noch in derselben Nacht eine Konferenz ab, bei der auch Christian Drosten, Andersen und einige andere aus Faucis engerem Kreis beteiligt waren. Thema: Wie kann man die Öffentlichkeit davon ablenken, dass dieser Wuhan-Ausbruch irgendwas mit dem Wuhan-Labor, den amerikanischen Fördergeldern, die durch Fauci vermittelt seit vielen Jahren dorthin geflossen waren und damit diese Forschung und Fauci inkriminieren würde? Das Ergebnis: Wahrheit durch Mehrheitsbeschluss. Andersen, derselbe, der Fauci sagte, es handele sich um ein Laborvirus aus Wuhan, publizierte eine Arbeit in Nature Medicine, wo er klarlegte, dass das Virus nur aus dem Tierreich kommen könne. Alles andere sei dummes Geschwätz und Verschwörungstheorie [6]. Gemeinsam publizierte man einen Brief in Lancet, bei dem die Namensliste länger ist als der Text, der die Forschergemeinde darauf einspurte: Jeder, der was anderes sagt, als dass das Virus aus der Natur stammt, ist ein Verschwörungstheoretiker [7]. Und alle Beteiligten wussten: Was sie schrieben, war falsch. Das Virus war aus dem Labor. Nur wissen durfte es keiner. Landläufig nennt man sowas: Lüge. Mittlerweile sind wir so weit, dass diejenigen, die darauf hinweisen, dass dies eine Lüge war – also: absichtlich und gezielt in die Welt gesetzte Unwahrheit im Wissen darum, dass es eine Unwahrheit ist – als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt werden. Das übersieht einen klitzekleinen, wichtigen Sachverhalt: Wenn sich verschiedene Leute, wie hier geschehen, verabreden, um einen Sachverhalt zu vertuschen und einen anderen zu transportieren, dann ist das exakt das: eine Verschwörung.
Man muss sich erinnern. Verschwörungen sind nicht im Prinzip unmöglich und falsch. Manchmal sind sie es. Manchmal nicht. Das war zum Beispiel so mit den erfundenen Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein. Eine klare Lüge. Gepflanzt von der CIA, damit das amerikanische Volk dem Irakkrieg zustimmt [8]. Der Begriff „Verschwörungstheorie“ ist ein Kampfbegriff, mit dem man eher die Wahrheit zu vertuschen sucht, als sie zu beleuchten. In diesem Fall gab es klar eine Verschwörung, zumindest die, den Ursprung des Virus zu vertuschen, um Fauci und seine Operationen, und die der von ihm Geförderten abzusichern. Pflichtgemäß erhielt die Institution von Andersen anschließend eine dicke Fördersumme.
Warum musste man dies verbergen? Kennedy verwendet eine ganze Reihe von Kapiteln darauf, die politischen Hintergründe der Biowaffenforschung aufzudröseln, die Akteure, die Ziele, die Hemmnisse. Die Biowaffenforschung wurde von der Biowaffenkonvention verboten. Sie ließ nur wenige Schlupflöcher – z.B. zur Erforschung von defensiven Strategien wie Impfungen, Entwicklung neuer Viren, sog. Gain-of-Function Forschung, um vorherzusagen, was sie machen. Auch diese Schlupflöcher wurden von Obama fast alle gestopft. Dadurch wanderte diese Forschung von den US-Laboren ins Ausland. Größtenteils nach Wuhan, ins neu geschaffene Labor, mit großzügiger Förderung aus den USA, teilweise direkt, teilweise kanalisiert über die Agentur des Militärs (DARPA), teilweise über Dazsaks Eco Health Alliance. Kennedy detailliert das minutiös. Das einzige Problem mit Kennedys Details ist, dass sie nicht in einem Index festgehalten sind, sodass das Wiederauffinden der entsprechenden Passagen schwierig ist.
Daher ist die Tatsache, dass das Virus wohl aus dem Wuhan-Lab entfleucht ist, wo es mit US-amerikanischen Fördergeldern erzeugt wurde, so delikat. Wenn es dumm geht, könnte ein Staatsanwalt Fauci diese Aktivitäten als Landesverrat auslegen. Genauso lese ich Kennedys Buch: als Steilvorlage und Recherchehilfe für einen Staatsanwalt:
„The compelling evidence suggesting that COVID-19 emanated from a Fauci-funded Little Shop of Horrors in Wuhan, China, raises the ironic possibility that the man whom two US presidents have charged with leading the global response to the COVID-19 pandemic may be the same man who spawned it.” (S. 371)
Kennedy druckt dann eine Originalzeichnung von Fauci ab, in der dieser die verschiedenen Viren und Bakterien, die in den letzten Jahrzehnten durch die Welt geisterten, wie in einem kleinen Wettbewerb nebeneinander antreten lässt. Der Sieger: Corona. Signiert: Fauci. Am 16.3.2020. Hier ist die Zeichnung. „March-Madness“ ist eine berühmte Basketball- Turnier-Serie in den USA. Statt Basketballer lässt Fauci hier verspielt ein paar Viren gegeneinander antreten. Corona gewinnt gegen Ebola.
Wahrscheinlich war diese Zeichnung nichts anderes als ein kleines, selbst-verliebtes Zeichenerinnerungsspiel, in dem Fauci sich all seiner früheren, vergeblichen, teilweise auch erfolgreichen Versuche erinnerte, über Virus- und Bakterienangst richtig viel Macht, Geld und Einfluss zu gewinnen. Corona schlägt alles.
Denn hier wird zum ersten Mal das, was er bei HIV versucht hat, Wirklichkeit: eine weltweite Pandemie-Angst auszulösen. Das war schon bei HIV geplant. Man wollte allen weismachen, jeder kann es kriegen. Das Kind von einem Lutscher, die Frau von einem Kuss. Die Oma beim Doktor. Nur war das damals kurzlebig und außer ein paar Angsthasen in den USA glaubte das kaum jemand.
Es folgten viele Versuche. Bei keinem gelang der Durchbruch. Es lohnt, diese Versuche im Detail zu studieren (S. 357 – 377), weil immer wieder die gleiche Strategie angewandt wurde, die wir bei der jetzigen Pandemie beobachten können.
Warum war Corona so erfolgreich als Pandemie? Das hatte verschiedene Gründe. Zum einen war die Welt ausreichend vorbereitet, durch eine ganze Reihe von Pandemie-Spielen. Diese führt Kennedy in seinem Schlusskapitel von S. 378-445 auf: Germ games. Sie gehen auf die amerikanische Biowaffenforschung zurück und auf die militärischen Übungen, die damit assoziiert waren. Das Johns Hopkins Center for Biosecurity, später for Health Security, war dabei mindestens bei den späteren Übungen federführend dabei. Jetzt organisiert es das Covid-19-Dashboard, das die Entwicklung der Infektionen und Todesfälle weltweit mitzählt. Früher war es ein spezialisiertes Forschungszentrum für Biowaffensicherheit. Ganz von Anfang an dabei war ein Biowaffenexperte, Robert Kadlec, der die Covid-19 Krise unter Trump managte. „Second only to his longtime crony and comrade in arms Anthony Fauci, Robert Kadlec played an historic leadership role in formenting the contagious logic that infectious disease posed a national security threat requiring a militarized response.” (S. 380) Er war derselbe, der im Irak nach Husseins Biowaffen suchte und sie nicht fand. Er war über Jahre für die Planung und Durchführung dieser Planspiele zuständig. Kennedy impliziert ihn mit Verbindungen zur CIA und packt dann, ziemlich zum Schluss, seinen Hammer aus.
Die Corona-Pandemie, sagt Kennedy, sei der Versuch der CIA, einen Staatsstreich und einen Anschlag auf die Demokratie zu machen, mit und für Fauci und Co. „The pervasive CIA involvement in the global vaccine putsch should give us pause. … The CIA’s historical preoccupations have been power and control. The CIA has been involved in at least seventy-two attempted and successful coups d’état… The CIA does not do public health. It does not do democracy. The CIA does coup d’état.” (S. 389)
Jetzt ist die Katze also aus dem Sack, die Klimax, auf die Kennedy zusteuert. Sein Argument ist: Hinter der Pandemie steckt Fauci mit seiner Trommelei. Der ist im Verein mit Gates – dazu kommen wir gleich. Und Verbindungen zum Militär und den Geheimdiensten – militärische Gain of Function Forschung – mit Robert Kadlec als Mann fürs Militärische machen es möglich, dass ein Staatsstreich geführt wird, bei dem die Demokratie außer Kraft gesetzt wird und eine Art Gesundheitsfaschismus installiert wird. Das ist ein Staatsstreich, coup d’état. Klarer geht es nicht mehr. Und wer einen Staatsstreich plant und ausführt, ist in den USA ein Fall für den Staatsanwalt und im Falle der Überführung ein Verräter. Alles Weitere lehrt der Fall Asange.
Das ist jetzt weit aus dem Fenster gelehnt, finde ich. Man erkennt darin auch das Duell Familie Kennedy vs. CIA, der ja eine Beteiligung an der Ermordung seines Onkels und Vaters nachgesagt wird [9]. Und das ist ebenfalls ein Argument über Verbindungen und Indizien.
Abstrahiert man von dieser spezifisch Kennedyschen Seite der Argumentation und nimmt nur die gut belegten Daten und Fakten, dann sieht man immerhin, wie vielfältig die Kontakte von Fauci zu den Leuten waren, die hinter den Planspielen stecken. Dann sieht man auch, wie diese Planspiele über Jahre die Akteure auf Pandemie getrimmt hatten, mit der letzten Aktion, Event 201 im September/Oktober 2019, wurde der Ernstfall für den Corona-Virus-Ausbruch im Dezember 2019 in Wuhan geübt. Paul Schreyer hat das kurz und bündig auf Deutsch alles sehr gut dokumentiert [10]. Das macht verständlich, warum die ganze Welt, vor allem die westliche und China, so gut darauf eingespielt waren. Der Chef der chinesischen Gesundheitsbehörde war genauso dabei, wie die der wichtigsten europäischen Behörden, eine ganze Reihe der bedeutsamen Alpha-Journalisten, Medienvertreter, Politikvertreter.
Kennedy unterlegt diese ganzen Aktionen nun mit einer Intention. Selbst wenn man ihm hierin nicht folgt, ist diese Darstellung spannend wie ein Krimi. Man erkennt die lange Tradition der Vorbereitung. Die Freunde des Mainstream-Narrativs werden sagen: Gott sei Dank, dadurch waren wir so gut vorbereitet. Genau das ist das Ziel. Diejenigen, die Kennedy in seiner Argumentation folgen, werden sagen: Welch ein diabolischer Plan. Ein militärischer Staatsstreich und Anschlag auf unsere Demokratie. Wer recht hat, wird vermutlich der Staatsanwalt in den USA klären, daher können wir diese Frage im Moment auf die Seite legen.
Um sein Argument überzeugend zu machen, baut Kennedy auf den vorhergehenden etwa 200 Seiten einige wichtige Verbindungen auf. Faucis Netzwerk habe ich erwähnt. Seine Verbindung zu Militär- und Geheimdienstkreisen kommt ans Licht. Mir waren diese Zusammenhänge neu und ich gehe davon aus, vielen geht es ähnlich.
Der zentrale Punkt aus meiner Sicht sind die vielen Interessenskonflikte, die Fauci als Beamter hat. Diese werden bis ins Detail offengelegt. Ich gebe hier ein Beispiel.
Ganz zu Beginn der Pandemie hatten einige sehr gut vernetzte Ärzte in den USA ein wirksames, billiges Frühbehandlungsprotokoll zur Behandlung von symptomatischen Covid-19-Patienten entwickelt [11]. Es basiert auf der Gabe von einfachen, antiviral wirksamen Mitteln, Hydroxychloroquin und Ivermectin, sowie Zink, zu einem späteren Zeitpunkt dann allenfalls antientzündliche Substanzen, Antihistaminika und Blutverdünner. Alles machbar mit billigen, generischen Medikamenten, klinisch gut erprobt und in der Anwendung wirksam.
Was war die offizielle Linie, von Fauci, CDC, NIH und Co vertreten, die auch bei uns in Deutschland verkündet wurde? Nichts tun, warten, und wenn die Patienten sich verschlimmern ins Krankenhaus einweisen. Das stand auf den Webseiten. Wer sich nicht daran hielt, erlebte teilweise drastische Abmahnungen; viele verloren ihren Job. Auf diese Regeln folgten PR-Kampagnen, die auch bei uns in Deutschland übernommen wurden, gegen Hydroxychloroquin (HCQ) und Ivermectin, mitunter mit falschen, schlechten oder ausgesuchten Daten. Kennedy dokumentiert das sehr gut. Meta-Analysen zeigen die Wirksamkeit beider Verfahren. Eine WHO-Studie wurde so geplant, dass mit einer Überdosis von Hydroxychloroquin gearbeitet wurde, sodass die Leute in der Behandlungsgruppe häufiger starben, weil sie vergiftet wurden. Kennedy insinuiert, dass dies getrickst war. Die Studie wurde 2 Wochen später zurückgezogen. Doch da war die Empfehlung, kein HCQ zu geben, schon in den WHO-Leitlinien. Die Historie, die Daten sind sehr gut auf den Seiten 11 – 70 dokumentiert.
Vor einigen Tagen fand eine Anhörung im amerikanischen Senat statt. Senator Ron Johnson aus Wisconsin hat die prominentesten Covid-19-Dissidenten eingeladen, je 6 Minuten das Wichtigste zu sagen; diese ersten 70 Minuten sind wahrlich sehenswert. Danach folgt eine Diskussion, die ich nicht gesehen habe. Die ganze Videodokumentation ist hier. Es kommen die Leute zu Wort, die die ersten Behandlungsprotokolle entwickelt haben, McCullough, Risch, Cole, Kory, Urso. Sie bestätigen das, was Kennedy schreibt, eindrücklich. Kein Wunder, denn sie gehören zu seinen Hauptquellen.
Aus dieser Diskussion wird ersichtlich: Diesen frühen und billigen Behandlungsmöglichkeiten – Ivermectin und HCQ kosten ein paar Cent – wurden absichtlich, gezielt und systematisch konterkariert, und zwar von Fauci und den entsprechenden Behörden selbst. Warum? Dafür gibt es zwei Gründe.
Zum einen wäre eine Notzulassung für Impfstoffe rechtlich nie möglich gewesen, wenn eine einfache und günstige Behandlungsmöglichkeit vorhanden und nachweisbar gewesen wäre. Daher war die juristische Voraussetzung für die Einführung und Zulassung dieser Impfungen der Nachweis, dass es keine wirksame Behandlung gibt.
Zum anderen hatte Fauci sein eigenes Pferd im Rennen: Remdesivir. Eine Substanz, die antiviral wirkt, den gleichen Mechanismus wie Ivermectin verwendet, nur um Hausnummern nebenwirkungsträchtiger und vor allem teurer ist. Ein Kurs Remdesivir kostet 3.000 USD, ein Kurs Ivermectin kostet 2 Cent. Bei Ivermectin verdient niemand, weil das Patent schon lange abgelaufen ist. Remdesivir ist patentiert. Das Patent hält – tataratata – Fauci und einige Leute am NAID. Produziert wird es von Gilead Pharmaceutical, einer Firma, in der sowohl Fauci als auch Gates investiert haben und die dieses und noch einige andere Patente vermarktet, die zu Faucis Portfolio gehören.
Dazu muss man wissen: noch im Dezember 2019 wurde eine Studie frühzeitig gestoppt, in der Remdesivir für Ebola in Afrika geprüft wurde. Der Grund: In der Remdesivir-Gruppe starben mehr als in den anderen Gruppen, ob wegen mangelnder Wirksamkeit oder Toxizität ist schwer zu sagen [12]. Der südafrikanische Arzt Paul Merrick erläutert das in dem Hearing von Johnson sehr eindrücklich. Kurz darauf empfahl das NIH genau diese Substanz zur Behandlung von Covid-19 und belegte die Behandlung mit den billigeren und sichereren Mitteln Ivermectin und Hydroxychloroquin mit Bann: Die Substanzen seien gefährlich und man dürfe sie nur im Krankenhaus unter den Regularien von randomisierten Studien anwenden; eine Aussage, die Prof. Risch aus Yale in Johnsons Hearing als Lüge qualifiziert.
Fauci setzte also durch, dass zum einen keine billigen und wirksamen Behandlungsoptionen für die ambulante Versorgung zur Verfügung standen. Ambulante Versorgung wurde gleichsam qua Leitlinie mehr oder weniger verboten. Alle antiviralen Behandlungen behielt man den Krankenhäusern und den stationär Behandelten vor. Und damit war der Weg geebnet für den Einsatz von Remdesivir, Faucis Pferd, im Krankenhaus, und für die mRNA-Impfungen an Gesunden.
Das ist der Punkt, an dem man auf Bill Gates zu sprechen kommen muss. Kennedy tut das etwa zu Beginn des zweiten Drittels des Buches, natürlich nicht ohne schon im Vorwort auf dessen Bedeutung hingewiesen zu haben. Gates kommt ins Spiel 2010, als er Fauci in seine private Residenz lädt, um mit ihm gemeinsame Projekte und Zusammenarbeit zu besprechen. Zuvor elaboriert Kennedy ausführlich die Geschichte von Gates und die seiner Familie. Er macht deutlich, dass nach dem Ausstieg von Gates aus seiner Firma und der Gründung der Stiftung immer zwei parallele Stränge zu berücksichtigen sind: Die Stiftung erhält Geld von den Anteilen von Gates an dessen diversen Firmenbeteiligungen, die von einer Kapitalholding verwaltet wird. Diese Holding investiert in sehr viele große Unternehmen und hält Anteile an allen möglichen Internetfirmen, von Alphabet über Microsoft, Facebook, Apple bis hin zu den großen Pharmariesen. Dass er im September 2019 (sic!) bei BioNTech eingestiegen ist, berichteten bei uns damals die Zeitungen. Dass er auch bei Moderna und anderen Impffirmen hohe Anteile hält, findet man bei Kennedy. Das Patent für wichtige Elemente der mRNA-Plattform bei Moderna halten offenbar Fauci und seine NAID-Mitarbeiter.
2010 jedenfalls trafen sich die beiden und beschlossen eine Zusammenarbeit. Diese erstreckte sich zuerst auf afrikanische Impfprogramme. Für diese beiden langen Kapitel mit ca. 80 Seiten ab S. 257 braucht man starke Nerven. Denn dort wird nichts weniger dokumentiert als offenkundige Versuche am Menschen ohne deren Zustimmung; experimentelle Vakzine, die an junge Mädchen vergeben wurden, ohne dass sie Sinn, Zweck und Nebenwirkungspotenzial dieser Stoffe verstanden. Viele davon machten Mädchen unfruchtbar und erst der Protest einiger katholischer Ärzte und Krankenhäuser in Uganda und anderswo brachten die Programme zum Halten. Kennedy vergleicht das mit den Tuskagee-Experimenten des amerikanischen Militärs [13]. Dort wurden unfreiwillige schwarze Häftlinge mit Syphilis infiziert und absichtlich ohne Behandlung gelassen, damit man sehen konnte, wie sich die Krankheit entwickelte. Ted Kennedy, der Onkel von Robert F. Jr., beendete diese Experimente damals.
Was Fauci und Gates in Afrika trieben, stellt Kennedy in die gleiche Reihe. Die Versuche, dort ein wirksames HIV-Impfprogramm zu entwickeln, schlugen alle fehl. Dazu hatte man u.a. diese mRNA-Impfplattform aufgebaut. Auch wenn sie medizinisch nicht nur erfolglos, sondern auch sehr schadensträchtig waren, so halfen sie den beiden Protagonisten doch beim Füllen der Taschen. Fauci, wie gesagt, über die Patente. Gates über seine Firmenbeteiligungen.
Dieser Philanthro-Capitalism, wie Kennedy ihn nennt, funktioniert so: Man erwerbe eine Firma, die Impfstoffe herstellt. Man nehme seine Erträge und investiere sie in eine Stiftung. Die Stiftung verwende man, um NGOs aufzubauen und substanziell zu fördern, die Impfprogramme unterstützen, wie etwa die internationale Impfallianz GAVI. Diese lanciert dann Impfkampagnen in aller Herren Länder. Dort werden Regierungen animiert, solche Impfprogramme zu fahren, die dann die Produkte verimpfen, die von den Firmen des GAVI-Sponsors Gates produziert werden. Auch wenn die Firmen die Impfstoffe zu Sonderpreisen abgeben, entsteht daraus immer noch ein return-on-investment in der Größenordnung 1:10. Klar, wird reinvestiert in humane Projekte. Wie etwa die Entwicklung eines Covid-19-Impfprogramms.
Das ist in etwa, in Kurzform, was Bill Gates mit seiner Stiftung laut Kennedy macht. Man muss dazusagen, und Kennedy tut das auch: Viele Impfungen sind extrem nützlich, aber manche eben mehr, und manche weniger. Manche sind sicher, manche sind es nicht. Daher ist sowohl das pauschale Wettern gegen Impfungen töricht, als auch das pauschale Befürworten aller Impfungen. Gerade hier liegt die Weisheit in der Unterscheidung.
Das tut Kennedy, finde ich, relativ gut und wohl informiert. Daher sind diese Kapitel auch interessant für die, die sich mit Impfungen nicht so gut auskennen.
Kristallklar dargestellt ist: Diese philanthropische Gates-Patina ist dünner Anstrich, der blättert, wenn man einmal kratzt, jedenfalls in Kennedys Lesart. Kennedy unterstellt Gates ein klares politisches Programm, das zurückgeht auf die Eugenik der Vorkriegsjahre und auf die Neigung seines Vaters und die der befreundeten Rockefellers zur Eugenik. Er bespielt dieses Feld mit einigen Anekdoten, aber notgedrungen ohne harte Fakten. Denn wer wäre schon so töricht zuzugeben, dass er einen Hang zur Eugenik hätte. Sicher nicht der Mann, den manche für den Klügsten der Welt halten. Sicher nicht Kennedy. Er findet ihn eher monomanisch auf Gesundheit, Hygiene und Keimfreiheit fixiert.
Was aber passiert, wenn ein solcher Mensch zu den reichsten der Erde gehört, seit mehr als 10 Jahren mehr als 30.000 Empfänger von teilweise extrem großen Grants zu seinen Zöglingen zählt, zu denen die größten Universitäten – Imperial College mit seiner Modelliertruppe ist nur ein Beispiel – gehören, viele namhafte Zeitungen, von der New York Times, über die Washington Post bis zum Spiegel zu seinen gesponsorten Blättern rechnet, der fünft-größte Sponsor der WHO ist (und wenn man die GAVI, die von ihm maßgeblich unterstützt wird noch dazurechnet sogar noch wichtiger ist) – was passiert, wenn sich ein solcher Mensch mit dem machtgierigsten Gesundheitspopen der USA verbündet? Das ist die 100.000 Dollar Frage.
Kennedy beantwortet sie implizit: Es entsteht ein Gesundheitsfaschismus, der eine neue Impftechnologie – die mRNA-Impfungen -, an der beide massiv verdienen, in den Vordergrund rückt. Mit dieser Technologie, ist sie einmal eingeführt, kann man alles Mögliche machen. Man kann andere Genschnipsel in den Menschen einschleusen. Man kann vielleicht – ein anderes Gates-Programm am MIT – digitale Biopässe unter die Haut legen. Man kann möglicherweise auch ausreichend Toxine unter falscher Flagge bei Menschen platzieren, die man dezimieren will. All das insinuiert Kennedy.
Ist es tatsächlich so? Der Idealist in mir sagt: So was gibt es doch gar nicht. So abwegig können Menschen doch nicht denken. Der Historiker und Realist in mir sagt: Warum nicht?
Wir werden es in der Tat vermutlich nicht verbindlich wissen, jedenfalls nicht bald, wenn überhaupt. Aber mir scheint, Kennedy hat eine wichtige Spur gelegt. Denn es geht letztlich um die Frage: Wer bestimmt, wie wir unsere Gesundheit definieren, wie wir leben wollen und wie wir unsere Gemeinschaft organisieren wollen. Sollen das einige wenige tun, die ausreichend Geld haben? Eine Plutokratie also? Sollen das diejenigen mit viel Geld tun, die besonders panische Angst vor Erregern haben und ihre Zwanghaftigkeit zur menschlichen Norm erheben wollen, weil sie es können? Sollen wir wirklich unsere Demokratie und die damit verbundenen Grundsätze einer sehr vagen, wissenschaftlich extrem fragilen und politisch dubiosen Form von „Infektionsschutz“ unterordnen? So wie die österreichische Justizministerin es ausgesprochen hat: der einzige Weg raus aus der Demokratie.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Kennedy behauptet gleich zu Anfang, dass es ein Land in der ganzen weiten Welt gibt, das mit dem ganzen Zirkus sehr früh aufgehört hat, nicht mehr getestet hat, frühe Behandlung mit einem McCullough-ähnlichen Protokoll verbreitet hat, keinerlei Fälle und Todesfälle mehr an die WHO gemeldet hat und angeblich auch nicht mehr hat, eines der wenigen Länder, dessen Wirtschaft 2020 gewachsen ist: China. Die schwierige Datenlage wird es sehr schwer machen zu entscheiden, ob Kennedy mit dieser Behauptung recht hat.
Die Insinuation hier ist weniger: China hat das Virus in die Welt gesetzt. Kennedy ist glaube ich der Meinung, dass es ein Unfall in China war. Aber China war schlau genug, das Spiel zu durchschauen, es nicht mitzumachen, und mit der live-Demonstration des Lockdowns von Wuhan der Welt vorzuspielen, wie man es machen muss. Wir alle, dumm genug, sind hinterdrein gestolpert. Und Onkel Bill kam mit der rettenden Botschaft: wenn wir die Impfung haben, wird alles anders. Und wir warteten geduldig auf das erlösende Sakrament, die Spritze. „We will vaccinate 7 billion people.“ Alle? Was haben die Chinesen gemacht? Lt. Kennedy einen Totimpfstoff entwickelt. Offenbar war ihnen klar, dass die mRNA-Impfung eine Schnapsidee war.
Ich finde Franks Forderung „Mehr Westen, weniger China“ [14] ist klug im Sinne, dass wir mehr Demokratie brauchen, nicht weniger. Aber die Implikation von Kennedys Buch ist: Seid ein bisschen vorsichtiger mit den Heilsversprechungen aus dem Westen. Schaut ein bisschen unvoreingenommener nach Osten. Dann nehmen wir keinen Weg raus aus der Demokratie, sondern einen hinein. Aber mit Grips und Kritikfähigkeit und mit ein bisschen Weisheit, die – Tai Chi und Qi Gong für Politiker – das Momentum des Gegners nützt, um es in eine positive Energie umzuwandeln.
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