Fallstricke der Meta-Analyse

Ein kurzer methodischer Kommentar anlässlich einer „Retraction“ unserer Homöopathie-ADHS-Meta-Analyse

Wir hatten uns zu früh gefreut. Ich hatte ja letzten Sommer berichtet, dass wir eine Meta-Analyse zu Homöopathie bei ADHS publizieren konnten, die eine signifikante Effektstärke von g = 0.6 zeigte [1]. Vor Kurzem wurde sie zurückgezogen („retracted“), und zwar vom Journal, nicht von uns.

Der Hintergrund dazu: Wir hatten einen Extraktionsfehler gemacht, und zwar eine Effektgröße positiv kodiert, die eigentlich negativ kodiert gehört. Das ist einer der Fallstricke in einer Meta-Analyse, über den ich jetzt selber gestolpert bin. Denn man muss sich immer fragen: Deuten nun die Effekte einer Studie in die Richtung der vermuteten Hypothese, unterstützen also die Vermutung, dass der Unterschied für die Wirksamkeit einer Behandlung spricht, oder dagegen? In diesem Falle [2] war das Ergebnis nicht nur nicht signifikant für die Homöopathie, sondern wies auch in die andere Richtung. Das hätte in der Analyse mit einem Minus-Zeichen versehen werden müssen, was ich schlicht und ergreifend übersehen hatte. Und meinen Kollegen ist es auch nicht aufgefallen und so hat sich dieser sehr dumme Fehler eingeschlichen.

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Homöopathie wirkt bei Aufmerksamkeits-Defizit und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS)

und ist in Grenzen hilfreich bei der Heilung von Wunden

Homöopathie und die Ergebnisse zweier Meta-Analysen

Der Grünen-Vorsitzende Habeck hat vor einigen Jahren im Brustton der Überzeugung verkündet, Homöopathie sei Placebo. Viele Politiker und Medizinadministratoren haben pflichteifrigst zugestimmt. Unser Gesundheitsklabautermann will das gleich in ein Regelwerk gießen und die Homöopathie komplett aus allen medizinischen Büchern streichen. Seither ist es politisch unkorrekt, Homöopathie gut zu finden.

Ich finde Homöopathie immer noch und schon lange gut und bin daher auch schon lange politisch unkorrekt. Denn mich interessieren dabei weniger die Meinungen von Leuten, die nur sehr begrenzte Ahnung von der Sache haben und schon gar nicht die Argumente, die von unreflektierten theoretischen Vorannahmen ausgehen, sondern die Daten. Und weil ich politisch unkorrekt bin, hat mich vor einer Weile auch mal eine Stiftung, die die Homöopathie unterstützt, aus meiner Rolle als Blogger entfernt, in der ich immer mal wieder neue Daten und Studien auf dem Blog Homöopathie.info kommentiert habe. 

Nichtsdestotrotz mag ich Homöopathie und engagiere mich für sie, wenn sich die Gelegenheit ergibt oder ich gefragt werde. Die Publikation unserer neuen Meta-Analyse zur Wirksamkeit von Homöopathie bei Aufmerksamkeits-Defizit- und Hyperaktivitätssyndrom bei Kindern [1] und unsere schon etwas ältere Meta-Analyse zu Arnica bei Wundheilung [2], die letztes Jahr in Frontiers in Surgery publiziert wurde, nehme ich zum Anlass, auf Homöopathie hinzuweisen.

Bei der Gelegenheit möchte ich parallel dazu im Methodenblog auch ein bisschen Methodenwissen zum Thema Meta-Analysen weitergeben.

Zunächst folgt eine kleine politische Vorbemerkung zum Verständnis der allgemeinen Situation, danach für die, die es noch nicht so genau wissen, ein paar Worte zur Homöopathie im Allgemeinen.

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Wa(h)re Skepsis – Wa(h)re Wissenschaft

Wissenschaft ist, anders als häufig im Laienverständnis gedacht, selten in der Lage, festen Wissensbestand für alle Zeit zu sichern. Daher muss ein Wissenschaftsverständnis, das sich inhaltlich formulieren will, ins Leere gehen. Man kann Wissenschaft nur sozial definieren durch das, was Wissenschaftler zu einem bestimmten Zeitpunkt tun, beforschen und publizieren. Skepsis ist das Merkmal von Wissenschaft. Sich selbst als „Skeptiker“ bezeichnende Gruppierungen haben hingegen oft einen eigentlich reaktionären Wissenschaftsbegriff. Wenn man den Wissenschaftsbegriff zementiert, wird Wissenschaft plötzlich zur Ware: Sie befestigt Zustände im Interesse derer, die davon profitieren. Wenn „Skeptiker“ sich eines solchen Begriffs von Wissenschaft bedienen, dann werden sie zu Handlangern eines verkürzten Wissenschaftsbegriffs, und „Skepsis“ erhält damit (wohl unintendierte) sozial-ökonomische Dimensionen. Falsch verstandene Skepsis und Wissenschaft schaden damit der Wissenschaft im eigentlichen Sinne.

https://www.anomalistik.de/images/pdf/zfa/zfa2013_3_325_walach.pdf