Pseudomaschinen – 1

„Pseudomaschinen“ … sind Gerätschaften oder Zusammenhänge, die den Anschein erwecken, als würden sie kausal funktionieren, dies aber gar nicht tun.

Der Begriff „Pseudomaschinen“ wurde von meinem Kollegen Walter von Lucadou aus Freiburg geprägt. Man versteht ihn, wenn man weiss, was er mit „Maschinen“ meint. Maschinen sind kausal funktionierende Apparate, Autos zum Beispiel. Wir wissen wie sie funktionieren, verstehen ihre Prinzipien und können sie deshalb zuverlässig erzeugen, steuern und reparieren. Das Prinzip kann man auch auf andere Bereiche anwenden. In der Medizin denken die Leute auch, man habe es mit „Maschinen“ zu tun, also mit kausal gesteuerten Zusammenhängen, sowohl im Körper, als auch bei dessen „Reparatur“. Das ist aber, bis auf wenige Ausnahmen, ein Irrtum, finde ich. Genauer gesagt, es mag vielleicht kausale Zusammenhänge geben, nur verstehen wir sie im Einzelfall nicht gut genug, und die Interventionen, die wir verwenden, haben zwar auch einen ursächlichen Hintergrund, aber funktionieren tun sie aus ganz anderen Gründen. Damit kommen wir zu den „Pseudomaschinen“. Das sind Gerätschaften oder Zusammenhänge, die den Anschein erwecken, als würden sie kausal funktionieren, dies aber gar nicht tun.

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Man sieht nur, was man kennt und erwartet

„Keiner in Venedig kann ein Herz schlagen hören“

Warum ist es wichtig, hin und wieder gegen den Strich zu denken und unsere Erwartung von hintenrum aufzuzäumen? Weil wir nur das sehen, was wir erwarten, und wenn wir nie unsere Erwartung ändern, sehen wir auch nie was Neues.

Mein Standardbeispiel für diese Behauptung, das ich in meinem Wissenschaftstheorielehrbuch ausführlich diskutiert und belegt habe, ist die historische Anekdote, wie William Harvey den Herzschlag entdeckte, etwa um 1625. Damals ging ein Aufschrei durch Europa: „Keiner in Venedig kann ein Herz schlagen hören“, sagte Parisano, einer der Hauptvertreter des philosophischen und medizinischen „Mainstreams“ der damaligen Zeit.

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Wir sind die Speerspitze der Aufklärung – TAZ-Interview

[…] Was macht Ihr Institut für Trans­kulturelle Gesund­heits­wissen­schaften? “Es ist der Versuch, kultur­wissen­schaft­liche und geistes­wissen­schaft­liche Reflexionen auf medizinisches Handeln und medizinische Inhalte anzuwenden. Das ist ein postgradualer Studiengang. Das heißt, wir haben es mit fertig ausgebildeten Leuten zutun, Mediziner meistens, aber auch Apotheker und Psychologen. Kommunikation, Beziehungs­aspekte stehen dabei im Mittelpunkt. Diese sind zentral bei … Read more

Medien und Komplementärmedizin

„Ist die Berichterstattung über die Homöopathie fair?“

Anfang November 2010 war ich ein­ge­laden, auf der Jahres­tagung der Fach­journa­listen in Deutsch­land an einem Podium zum Thema „Ist die Bericht­erstattung über die Homöo­pathie fair?“ teil­zu­nehmen. Jeder durfte ein Eröffnungs­wort sprechen. Ich hatte kurze Zeit vorher einen Artikel in die Hände bekommen, der von „Gesund­heits­wisse­nschaft­lichen Kon­tro­ver­sen als Heraus­forder­ung“ handelt (1).

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