Ich führe gerade im Rahmen eines Evaluationsprojektes Interviews durch und habe unlängst von meinen Interviewpartnern im Gesundheitsamt von Berlin Tempelhof-Schöneberg gelernt: wenn Mitarbeiter des Gesundheitsamtes einen Brief aus dem Amt in Lichtenrade in die Außenbezirke des gleichen Bezirks schicken wollen, mit einem Postunternehmen, das einen Cent billiger ist als die normale Post, dann sammelt dieses Unternehmen die Briefe und trägt erst aus, wenn es in der Straße oder im Bezirk etwas mehr zum Zustellen gibt. Und das kann dann schon mal 8 bis 9 Tage dauern. In Berlin. Im 21. Jahrhundert. Im gleichen Bezirk. Fortschritt?
Das ist ja jetzt nur ein winziges Beispiel; ich bin sicher, wenn ich eine Webseite aufmachen würde, bei der sich alle Zeitgenossen über ihre Erfahrungen in Sachen Fortschritt ausweinen könnten, wäre bald ein buntes Sammelsurium abstruser Geschichten zusammen, die der Briefpost von Lichtenrade Mitte nach Lichtenrade Randbezirke in nichts nachstehen. [1]
Ich bin nicht gegen Fortschritt. Der ist ja bekanntlich nicht aufzuhalten, und alle Fortschrittsgläubigen blasen ja ins Jagdhorn des frohen Morgen, an dem alles anders und vor allem besser wird. Nur stimmt das denn wirklich, frage ich mich manchmal?
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